Das beliebte
Spiel mit der Angst
Das beliebte
Spiel mit der Angst
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nach mehr als 5 Jahren waren wir Anfang 2020 an dem Punkt, dem Vorgehen des Konzerns des gegenseitigen Ausspielens zumindest schon einmal in der EW-Group einen Riegel vorzuschieben. Den Weg dafür haben wir uns durch Lufthansa Abschlüsse 2016, sowie 2017 durch das Schlichtungsergebnis unter Herrn Wowereit bereitet, indem wir den ersten Schritt hin zur Angleichung der Tarifbedingungen der EWG an das Tarifniveau der GWI vereinbart haben (siehe: Eckpunktepapier vom 08.09.2017 zwischen EW D und UFO). Durch den zweiten Schritt, der EWG auch im VTV 1:1 an die GWI angleichen sollte, sah der Konzern sein Ziel der Personalkostenreduzierung durch Verschiebung von GWI auf EWG in Gefahr. Denn auch die VC versuchte das Niveau der EWG auf das der GWI anzuheben. Und wie wir alle wissen, wollte der Konzern spätestens seit 2014 ganz „offen“ das Niveau in die andere Richtung anpassen: weg von den besseren Bedingungen hin zu den schlechteren. Genau aus diesen Gründen wurden auch die Neugründungen und Zukäufe von verschiedenen Flugbetrieben im In- und Ausland umgesetzt (z.B. LGW, EWE-MUC, PMI, PRN).
Warum andere keinen Austausch oder gar Konsens wollen
Zusammen mit der VC hatten wir u.a. durch Streiks dem Konzern ordentlich etwas entgegenzusetzen. Das veranlasste die Konzernlenker daraufhin die Gewerkschaften gegeneinander auszuspielen. Nebenbei brachte der Konzern zusammen mit Lobbyisten der Wirtschaft das Tarifeinheitsgesetz (zur Bändigung der „übermächtigen“ Spartengewerkschaften) auf den Weg. Aufgrund der Gefahr, dass der Konzern die Gewerkschaften gegeneinander ausspielen würde, war von UFO unmittelbar nach Abschluss des TV Wachstum (Ende 2017) der erste von mehreren Versuchen eines aufrichtigen Austausches mit dem EWG-verantwortlichen Vertreter unserer “Konkurrenz-Gewerkschaft" unternommen worden. Wir setzen Konkurrenz hier bewusst in Anführungszeichen, weil seit jeher unser Ansatz konsensual ausgerichtet war, da wir ja für das gleiche Ziel kämpfen. Unser Ziel ist in jedem Fall eine klare Perspektive für alle Mitarbeiter und das Ende des gegenseitigen Ausspielens.
Egal, um welche Gesellschaft der EW-Group es sich handelt, es war stets unser Verhandlungsstand mit dem Konzern, dass die Eignung der Kolleginnen und Kollegen vorausgesetzt wird und diese sich nicht in einem Auswahlverfahren neu beweisen müssen. Auch haben wir vorzeigbare Tarifergebnisse hierfür erreicht: sei es ein Wechsel von GWI Mitarbeitern zur Mutter oder LGW Mitarbeitern zur GWI oder eine Vereinbarung zum 1:1 Wechsel für Kolleginnen und Kollegen der EW München zur GWI. Genau eine solche Haltung, nämlich kein erneutes Auswahlverfahren zu vereinbaren, haben wir gemeinsam mit Vertretern der ver.di abstimmen wollen (siehe: Schreiben an die PV Kabine EW vom 15.04.2020). Zwei Monate später erfuhren wir die offizielle Antwort als Ergebnis einer Umfrage als Veröffentlichung (siehe: Veröffentlichung Verdi TK Kabine EW). Auch trotz des Umgangs mit den GWI’lern haben wir uns erneut bemüht (siehe: Schreiben an die PV Kabine EW vom 23.04.2021 und Antwort der TK Kabine EW).
Wie das mit der Angst funktioniert
Was uns offenbar unterscheidet und uns nun – im immer wieder auf ver.di zugehen – reicht, ist das Spiel mit der Angst: Bei EWG Mitarbeitern kommunizierte ver.di nach unserem ersten Schreiben zur Zusammenarbeit: „UFO will Absenkungen”. “Eventuell kannst Du als Nicht-Mitglied gekündigt werden, weil Du ja keinen Anspruch auf den TV KuG hast”. GWI-Mitarbeitern wurde erzählt: „Du hast bessere Chancen auf Einstellung, wenn Du bei uns Mitglied bist“. Wenn es nun um die Neueinstellungen geht, ist das Thema “Entfristung” erst wichtig genug, wenn mindestens 50% der neuen Kolleginnen und Kollegen Gewerkschaftsmitglied werden.
Warum funktioniert diese Angst-Methode? Menschen werden durch Angst gefügig und hinterfragen weniger - in der aktuellen Krise funktioniert das umso besser. Beispiele finden sich dafür einige:
Warum wurden Befristungen in der EWG für gekündigte Kollegen überhaupt vereinbart, zusätzlich zum AC? Wollte man möglicherweise später davon profitieren, mit der Angst zusätzliche Mitglieder zu gewinnen?
Warum wurde nicht gefordert, dass es zu keiner erneuten Auswahl für konzerninterne Mitarbeiter kommt?
Wollte man möglicherweise selbst aussortieren, indem man einer Personalvertretung ein Veto-Recht bei der Auswahl (= Ablehnung) der Bewerber einräumte? Zum Glück konnten wir diesen Punkt verhindern. Denn ein positives Veto-Recht (also Zustimmung zu einem Bewerber von der PV) wurde nicht gefordert. Dadurch entstand auch das Gerücht „wer nicht das richtige Gewerkschaftsmitglied ist, wird abgelehnt“.
Zählen wirklich nur die Mehrheitsverhältnisse?
Der Konkurrenzkampf scheint mittlerweile so fortgeschritten, dass einzelne Gewerkschaftsverantwortliche nicht davor zurückschrecken, die Existenz von anderen Menschen anzugreifen. So gab es den Fall, dass Screenshots von Social-Media-Postings von populären UFO-Vertretern auf Facebook an die Geschäftsführung weitergeleitet wurden, mit dem Ziel, dass diese vermeintlichen Unruhestifter gar nicht erst zum Assessment Center eingeladen werden. Mit Erfolg muss man leider sagen. So schafft man es, Arbeitnehmervertreter mundtot zu machen, dass sie sich nicht mehr trauen, etwas auf Facebook zu kommunizieren. Der Kampf für die Arbeitnehmerrechte gerät völlig aus dem Blick, dem Konzern die Stirn zu bieten wird zur Nebensache, solange man selbst die Mehrheit besitzt.
Was diese Krise von den Gewerkschaften eigentlich fordert, zeigt sich uns klar an den letzten Aussagen von Herrn Spohr. Der Konzern möchte keine guten Arbeitsbedingungen. Der Konzern möchte gewinnmaximierend ausgerichtete Produktivität und Personalkosten und am liebsten gar keine Tarifierung.
Genau deshalb halten wir daran fest und werden keine Unterscheidung in unseren Forderungen machen, ob jemand z.B. bei EWG entfristet wird, wenn er Mitglied in der „Konkurrenz“-Gewerkschaft ist, oder nicht. Aufgrund der gesetzlichen Ausgangslage müssen wir nicht Mehrheitsgewerkschaft sein, um Forderungen durchsetzen zu können. Wir brauchen nur Kolleginnen und Kollegen, die das höhere Ziel eines guten und sicheren Arbeitsplatzes verfolgen und Seite an Seite stehen, wenn eine Gewerkschaft zu den klassischen Mitteln der Durchsetzung von Tarifforderungen aufruft. Dafür muss man auch nicht Mitglied der einen oder der anderen Gewerkschaft sein, sondern einfach nur solidarische Kollegin und Kollege. Wir werden jedenfalls nicht am Unterbietungswettbewerb wie beim TV Krise oder Ready-Entry (beides bei EWG geschehen) teilnehmen, nur um am Tariftisch bleiben zu können und als Erster zu unterzeichnen. Dabei verlieren nur die Mitarbeiter und der Konzern gewinnt am Ende.
Wichtiger Austausch zu allen Themen beim virtuellen Infostand “Special” am 3.6.
Wir bieten allen Interessierten der GWI, SXD, BEL (Brussels), EWE und EWG einen virtuellen Infostand „Special“ am 03.06. von 16:00 bis 17:30 Uhr an, um uns konkrete Fragen zu den o.g. und weiteren Themen zu stellen, die Euch unter den Nägeln brennen. Der virtuelle Infostand ist eine gute Möglichkeit des Austauschs nicht nur mit UFO-Aktiven sondern auch mit Euren Kolleginnen und Kollegen in einem informellen Rahmen. Unser virtueller Infostand ist über folgenden Link zu erreichen (https://www.ufo-online.aero/virtuellerinfostand) Die Teilnahme ist kostenlos und erfordert keine vorherige Anmeldung und kann von jedem Gerät von überall erreicht werden. Mehr Infos zum Format findet Ihr auch auf der UFO-Webseite.
Viele Grüße
Eure UFO