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Condor

Ho, ho, hohe Überstundenvergütung

Ein Jahresendgruß der UFO - und was ist eigentlich pro rata temporis(?)

Condor

Ho, ho, hohe Überstundenvergütung

Ein Jahresendgruß der UFO - und was ist eigentlich pro rata temporis(?)

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23.12.2025

Liebe Kolleg*innen, 

zu Weihnachten gibt es bekanntlich Geschenke. Der UFO-Weihnachtsflieger hat unser diesjähriges Päckchen aber schon im Oktober abgeworfen. Seitdem erhalten alle von euch in Teilzeit ihre Mehrflugstundenvergütung nämlich pro rata temporis (p.r.t.). 

Hä? – Ja, Genau. Wir haben viele Fragen dazu erhalten, was p.r.t. eigentlich bedeutet und was sich konkret für euch ändert und wollen euch das hier kurz erklären. 

Aber von vorn. 

Bisher hatten alle Kolleg*innen in Teilzeit damit zu kämpfen, dass erst dann Mehrflugstunden vergütet wurden, wenn die Auslösegrenze einer Vollzeitkraft erreicht wurde. Egal ob Mini-Teilzeit oder 95 % 0er-Modell - erst ab 101% gabs extra.  

Soweit so unfair. 

Schließlich erkauft ihr euch eure Teilzeit mit einem geringeren Grundgehalt und wollt dementsprechend auch weniger belastet werden. Bisher hieß das: Weniger Gehalt, weniger Tage Arbeit, häufig, aber nicht weniger Belastung.  

Nun steht glücklicherweise in eurem Tarifvertrag Teilzeit, dass ihr bereits beim Überschreiten eures aktuellen Arbeitszeitquotienten (Gesundheit) also ab dem Überschreiten der mit dem Arbeitgeber in eurer Teilzeit vereinbarten monatlichen Arbeitszeit, vergütet werden müsst. Bei vereinbarten 50% gibt es ab 51% mehr Kohle, bei vereinbarten 65% ab 66% usw. 

Das klingt doch fair? 

Dachte sich auch das Bundesarbeitsgericht und urteilte bereits Anfang 2025, dass das so sein muss. Wundern wir uns, dass sich aktuell einige Airlines aus dem Lufthansakonzern dagegen sträuben das Urteil umzusetzen? Kein Stück. Seit Jahren ist es gute Praxis, dass Airlines ihre Teilzeitkräfte ausbeuten, indem sie diese – ehemalige – Gesetzeslücke ausnutzen. Die Arbeitslast ist ja nicht immer gleich hoch, bevor sich eine gewiefte deutsche Airline also mehr Personal ans Bein bindet, das man dann das ganze Jahr über durchfüttern muss, schröpft man lieber die Teilzeitkräfte. Im Ergebnis hieß das für viele von euch bisher Pläne mit weit mehr Belastung, als ihr das eigentlich wolltet. Schließlich musste man eure Mehrflugstunden nicht gleich vergüten. Billiger kommt man nicht an Arbeitskräfte. Deshalb scheuten bisher auch alle aus Deutschland operierenden Airlines p.r.t. – also eine faire Bezahlung für Teilzeitkräfte - wie der Teufel das Weihwasser.  

Condor in der Pole-Position 

Der Condor sei an dieser Stelle zugestanden, dass sie sich als erste aus Deutschland operierende Airline für diesen neuen Weg entschieden hat und zwar noch bevor das Urteil rechtskräftig wurde. Im Hause Condor hat man also vorauseilend Klarheit geschaffen. Das spart der Condor teure Individualklagen, sie zahlt aber auch früher, als der Gesetzgeber sie gezwungen hätte, eine ganze Stange mehr Geld an Lohnkosten.  

Geschenkt wurde es uns trotzdem nicht 

Macht euch keine Illusionen, einfach so wollte der Arbeitgeber uns das nicht geben. Unsere Entschlossenheit im Frühjahr hat ihn aber offenbar beeindruckt, denn unser angedrohter Streik im März hat erst zum Durchbruch beim Thema p.r.t. geführt.  

Deshalb ist das mit dem “Weihnachtsgeschenk“ eigentlich gar nicht richtig. Den TV-Teilzeit, euren Input zu unseren Verhandlungen, die Kandidaturen zu unserer neuen Tarifkommission (TK), der große Andrang zur PV-Wahl in 2026 – dazu mehr im neuen Jahr –, die vielen neuen Kolleg*innen in unseren Reihen, all das schenkt euch nicht die UFO, das sind klare Symbole einer Kabine, die sich für ihre Rechte, ihre Arbeits- und Vergütungsbedingungen einsetzen will. Ergo, die faire Bezahlung in Teilzeit haben wir gemeinsam erkämpft.  

Und die Vollzeitler*innen? 

Naja, in einem TV-Teilzeit lässt sich schwer ein Plus für Vollzeitkräfte erkämpfen und der Fakt, dass die Teilzeitkräfte jetzt teurer sind, wenn sie Überstunden fliegen, hat zwar eine bessere Verteilung der Arbeit über die gesamte Kabine zur Folge. Damit kann es punktuell aber auch zu einer höheren Belastung von allen Vollzeit-Flieger*innen kommen. Die Arbeitslast ist ja weiterhin dieselbe und billige Teilzeitkräfte hat man jetzt auch nicht mehr. Aus unserer Sicht zwingt das die Condor mittelfristig mehr Personal einzustellen.  

Der Overhaul des Tarifwerks geht in die nächste Runde 

Außerdem laufen aktuell die MTV-Verhandlungen. Hier ist der richtige Ansatzpunkt um auch für die Vollzeitler*innen unter euch Entlastung zu schaffen. Die Eckpunkte hierzu haben wir bereits in unseren letzten drei Newslettern angesprochen und ihr könnt euch sicher sein, dass wir auch hier, wie im TV-Teilzeit, nicht aus den Verhandlungen gehen, ohne eure Belastung substanziell zu verringern. 

Wir hören uns im neuen Jahr wieder 

Diese Losung geben wir zwar nicht erst seit gestern aus, die Zeit zwischen dem letzten MTV-Abschluss und unseren jetzigen Verhandlungen war aber einfach sehr lang. Umso dankbarer sind wir das so viele von euch uns schon so lange die Treue halten und uns dieses Jahr so viele mehr von euch ihr Vertrauen ausgesprochen haben.  

In diesem Sinne wünschen wir euch und euren Lieben eine besinnliche Zeit und uns allen viel Kraft für die Herausforderungen im neuen Jahr. 

Wir hören uns ganz bald wieder, versprochen. 

Eure UFO-Tarifkommission bei Condor     

Gönül Aslan-Kuhner   
Christian Bötte-Lüdemann   
Thorsten Buls   
Roman Diemer (Sprecher)     
Batu Karaoguz   
Bruna Kastein Ferreira Alves (Stellv. Sprecherin)   
Thomas Kremer   
Marion Schneider   
Carina Schunk    

Nina Coppik (Tarifreferentin)   
Dr. Sebastian Wolff (Tarifreferent)   
Tim Beyermann (Tarifreferent, Verhandlungsführung) 

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