
Genug ist genug!
Acht Mandeln für Aschenbrödel
Genug ist genug!
Acht Mandeln für Aschenbrödel

Liebe Kolleg*innen,
wir haben, sorry für die kräftigen Worte unmittelbar vor Weihnachten, die Schnauze voll. Gestrichen voll.
Egal mit wem wir sprechen – auf jeder Ebene und in jeder Berufsgruppe scheint die Wahrnehmung die gleiche zu sein. Niemand fühlt sich zuständig für irgendwas. Schon gar nicht fühlt sich irgendwer verantwortlich. Ausflüchte und beschwichtigende Worte sind das Einzige, was man aktuell erwarten kann. Vom Helfershelfer bis hoch zum Chef und dessen Chef. Ihr sollt offensichtlich schön den Mund halten und brav genau so lange Flieger in die Luft bringen, wie es die Teppichetage wünscht. Oder präziser: Wie sie es braucht. Das soll so kurz sein, wie nur irgend möglich aber wie kurz das ganz genau sein wird, das kann man heute noch nicht sicher sagen. Deshalb wird bis auf weiteres eine funktionierende Kabine gebraucht. Bis man sie dann eben nicht mehr braucht. Dann soll sie bitte möglichst zügig und geräuschlos abdanken. Sicherheit und verlässliche Perspektive für euch? Nix da.
Das ist das Letzte und wir gucken es uns nicht länger an. Als wir seinerzeit unser „fckn money back“ forderten, ist uns bis hinein in die sechste Etage des LAC zurückgemeldet worden, ein solcher Duktus und Umgang entspräche nicht den üblichen Gepflogenheiten im Hause, da gälten gewisse Regeln des Anstandes. Genau die Menschen, die uns seinerzeit über ihren feinen Kompass in sprachlich-sozialpartnerschaftlichen Fragen in Kenntnis gesetzt haben, sind dieselben, die uns heute kaltschnäuzig ins Gesicht sagen, für Cityliner*innen gäbe es doch gar keinen Handlungsbedarf, da ja noch gar kein „Schließungsbeschluss“ existiere.
Das ist eine Beleidigung. Kein Konzernvertreter, egal welcher Paygrade, hat es in den letzten zwei Jahren versäumt, jedes geringste bisschen aufkeimender Hoffnung in der Sekunde des Aufkeimens sofort und komplett zu ersticken. Gleichzeitig mit fehlendem „Schließungsbeschluss“ um die Ecke zu kommen, ist auf allen Ebenen eine Sauerei und echte Unverfrorenheit. We want some f****** decency back!
Apropos Beleidigung - Schenker und Beschenkte auf der ganzen Welt sind sich einig: Auf die Geste kommt es an. Das erste vom Sprössling selbstgemalte Bild einer nicht als solche zu erkennende Ente hat sicher manches Herz weit mehr erfreut, als es ein Sack voller Diamanten je könnte. Der Haken – Gesten funktionieren auch in die andere Richtung. Wenn zum Beispiel jemand loszieht und acht Mandeln zum Verschenken als Zeichen der Wertschätzung einkauft. Acht. Nicht neun, vierzehn oder, Gott bewahre, gar eine ganz Tüte. Deutlicher kann eine Geste eigentlich nicht ausfallen.
Schon klar, Mandeln sind erstmal egal. Die gleiche Geste in groß ist dann aber ganz und gar nicht mehr egal. Wie diese hier zum Beispiel: Vergangene Woche hatten wir die ersten formellen Verhandlungen zur Aufnahme von Cityliner*innen in die Lufthansa. Diese Verhandlungen sind mit „ernüchternd“ nur unzureichend beschrieben. Man gibt sich kompromissbereit, nahbar und sei selbstverständlich bereit, „soziale Verantwortung“ zu übernehmen. Selbst ohne Schließungsbeschluss. Nur versprechen könne man leider nichts. Wenn es passt – gern. Aber wenn nicht, dann leider nicht. Augenblicke nach der Verhandlung veröffentlicht man dann ein Wechselangebot in die LHX für den Aufbau der OPS in FRA (immerhin Stufe fünf...). Das ist mal eine Geste...
Seit einer Ewigkeit lässt man uns mit hanebüchenen Argumenten in einem unerträglichen Zustand zappeln, winkt irgendwann - viel zu spät - mit Absicherung in der Mutter, verweigert dort aber dann konsequent die Absicherung. Gleichzeitig wird erwartet, dass wir sicher, zuverlässig und bester Laune weiter einen richtig guten Job machen – aber nur genau so lange, wie man uns braucht. Das wirkt nicht nur alles wie ein mieser Film, wir können auch nicht zaubern (jedenfalls nicht auf Dauer).
Wir lassen uns nicht mehr für dumm verkaufen. Seit geraumer Zeit wird im Konzern offenbar jeder Versuch, unter erwachsenen Menschen zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen, mit Schwäche verwechselt. Diese Verwechslung werden wir aufklären!
Unsere Forderungen für einen tariflichen Sozialplan werden zeitnah an die CLH übergeben. Sobald sie beim Arbeitgeber liegen und die ersten ein- zwei Verhandlungen in gewohnter Manier zerfasert sind („Müssen Sie uns auch verstehen, sie wissen - kein Schließungsbeschluss… Ach so, Geld haben wir auch keins. Seien sie außerdem mal nicht undankbar, sie haben doch schon mehrere Mandeln erhalten“), kann aus Streit schnell Kampf werden. Und der wird nie wichtiger und nie richtiger gewesen sein.
UFO wird sich kümmern und es besteht kein Grund zur Panik, aber von hier den Bogen zu einer frohen Weihnacht zu schlagen, ist nahezu unmöglich, das wissen wir. Wir hoffen trotzdem, dass ihr ein paar schöne Tage habt und etwas zur Ruhe kommen könnt.
Bis dahin - Stay tuned und vor allem stay united
Eure CLH-Tarifkommission
Lydia Kowarzik (Sprecherin), Anja Fliegner (stellvertretende Sprecherin), Andreas Goller, Heike Goerres Famme, Reiner Hansen, Moritz Rawe, Gabi Stanull, Julia Vietzke, Jochen Voßköhler
mit Rachid Madmar und Harry Jaeger aus der UFO-Tarifabteilung