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Niemand hat die Absicht, einen Infostand zu errichten

Eine LH-Weihnachtsgeschichte

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Niemand hat die Absicht, einen Infostand zu errichten

Eine LH-Weihnachtsgeschichte

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30.12.2025

Wir alle haben viel zu tun und kommen nicht immer dazu, alle Veröffentlichungen und Newsletter zu lesen. Daher gibt es diesen Text heute auch für Deine Ohren. So kannst Du Dich anderen Dingen widmen und gleichzeitig updaten.

 

 

Liebe Lufthanseat*innen, 

it’s the most wonderful time... Nee, warte ma‘! So wonderful ist die Lage ja gerade gar nicht beim Kranich. Besser gesagt: Als Gewerkschafter fühlt man sich beim Arbeitgeber gerade in etwa so willkommen wie eine während eines Feierabendstaus auf der A3 spontan auftretende Durchfallerkrankung. 

Hierzu haben die letzten Wochen nochmal immens beigetragen. Und während ihr hoffentlich entweder zu Hause vollgefressen auf der Couch oder in einem nicen Layover am Strand liegt, soll diese Jahresabschlusskolumne allen, die im Weihnachtsstress nicht dazu gekommen sind, unsere Newsletter oder Social-Media-Kanäle zu verfolgen, einen Einblick in unsere jüngsten Erlebnisse mit den Herrschaften aus dem LAC geben.

Diejenigen von euch, die über die Feiertage einen so bescheidenen Umlauf abbekommen haben, dass er nicht mal dadurch an Attraktivität gewinnt, dass man so Onkel Heinrichs Verschwörungstheorien oder Tante Heidruns Geschichten von der Darmspiegelung beim Familienessen entgeht, finden hier vielleicht etwas Unterhaltung, im Anschluss vielleicht aber auch Aggression. (Bei der es dann wieder schade ist, dass man sie nicht postwendend an Heinrich und Heidrun auslassen kann).

Also schenkt euch ein Grögchen ein – ihr werdet’s brauchen – und schaut mit uns zurück auf eine ganz besondere Weihnachtsgeschichte.  
 

Es war einmal eine kleine, aber durchaus starke Fachgewerkschaft mit dem Namen UFO. Die verhandelte mal mehr, mal weniger erfolgreich mit dem großen, mal mehr, mal weniger bösen Arbeitgeber. In manchen Zeiten sah es sehr dunkel aus. Der kleinen, aber starken Fachgewerkschaft gelang es dennoch, mit dem Arbeitgeber etwas aufzubauen, und gab diesem Etwas den Namen „Sozialpartnerschaft“. Das klang zwar als Name lange nicht so spektakulär und exotisch, wie Shayana-Shakira oder Günther-Hortenserich oder wie man die künftigen Erben seines Lastenradfuhrparks heutzutage im Prenzlauer Berg so nennt, aber immerhin: Das Kindchen war erstmal am Leben und auch nur ab und zu von Hunger und Verwahrlosung bedroht, wenn der Arbeitgeber seinen Unterhaltspflichten nicht nachkam.  

Zur Absicherung des Kindchens wurde vorsorglich eine sogenannte Tarifvereinbarung Sozialpartnerschaft abgeschlossen. Stellt euch das als eine Art Geburtsurkunde, Seepferdchen, Impfpass oder Steueridentifikationsnummer des Kindchens Sozialpartnerschaft vor. In diesem Dokument jedenfalls wurde der kleinen, aber starken Fachgewerkschaft vom mal mehr, mal weniger bösen Arbeitgeber ohne jedwede Beschränkung auf bestimmte Tage o.ä. der Zugang zum Betriebsgelände zwecks Erleichterung und Förderung der Gewerkschaftsarbeit zugesichert. Jahaaaa, das stand da wirklich so drin. 

Aus Sicht eines durchschnittlichen Jugendamtsmitarbeiters herrschten damit eine Zeit lang fast schon zufriedenstellende Zustände. Kein Anlass zur Besorgnis. 

Aber: Schon bald drohte man dem Kindchen mit Turnaround, mit Streckenstreichungen und ähnlichen Szenarien, im Vergleich mit denen Tante Heidruns Darmspiegelung echt nicht mehr so schlimm klingt. Das Kindchen bemühte sich weiter und tat sein Bestes, um zu überleben. Pünktlich zur Weihnachtszeit aber entschied sich der Arbeitgeber zu einem symbolischen Akt, und trat dem Kindchen so richtig hart in die Fresse. Er kegelte es quasi einmal quer über den Airport. Das Kindchen Sozialpartnerschaft fiel dabei nicht nur sprichwörtlich in den Brunnen, es gründelt zwischenzeitlich in der Kanalisation. 

Und dazu kam es so: Die kleine, aber starke Fachgewerkschaft hatte in den Vorjahren stets zur Adventszeit Info-Stände im Crew-Keller auf der Lufthansa-Basis abgehalten. Das wollte sie auch 2025 gerne tun und hatte sie entsprechend angemeldet. Nur gab’s dann vom Arbeitgeber leider so gar keine weihnachtliche Reaktion. Man bedachte die kleine, aber starke Fachgewerkschaft und deren Arbeit vielmehr mit einem so gar nicht adventösen Mittelfinger: 

Der kleinen, aber starken Fachgewerkschaft wurde aus der Residenz des Arbeitgebers heraus verboten, die traditionellen Nikolaus-Infostände fortzuführen. Nur noch maximal zwei Tage im Monat sollte sie dort sein dürfen – was interessanterweise u.a. damit begründet wurde, dass man sich gegenüber anderen Gewerkschaften genauso (also genauso rechtswidrig, Anm. d. Red. *Zwinker*) verhalte.  

Tja nun. Bestechende Logik. Nur leider so ganz klar gegen des Kindchens Absicherung. Pacta sunt servanda, sagt der Lateiner. Verträge sind einzuhalten. Das juckte den mal mehr, mal weniger, hier aber sehr bösen Arbeitgeber leider nicht im Mindesten und er stieß das Kindchen in den Abgrund. 

Aber: ein kleines, seltenes Pflänzchen hatte er dabei übersehen. Dieses Pflänzchen hieß Rechtsstaat, und ähnlich wie das Kindchen Sozialpartnerschaft war es Kummer gewöhnt. Das Pflänzchen hatte ein paar Triebe, unter anderem die Ärmchen Legislative, Exekutive und Judikative.  

Ja, okay, das sind auch weirde Namen, aber geht mal safe davon aus, dass irgendein Standesamt in nem Hipsterkiez euch erlaubt, eure Kinder so zu nennen.  

Auf dem Ärmchen Legislative saß mit ziemlich breitem Arsch das Grundgesetz. Dieses zeichnete sich aus durch mehrere so genannte Artikel, von denen einer es Gewerkschaften wie unserer kleinen, aber starken Fachgewerkschaft zusicherte, ihre Arbeit zu machen, d.h. auch, auf dem Betriebsgelände des großen, mal mehr, mal weniger bösen Arbeitgebers über ihre Tätigkeit zu informieren und Mitglieder zu werben. Die Schwester von Legislative, Judikative, stärkte dieses Recht und gestaltete es in arbeitsgerichtlichen Entscheidungen weiter aus.  

Die Schwestern Legislative und Judikative wurden aber jetzt mit dem Verbot vom Arbeitgeber genauso hart weggetacklet wie das Kindchen Sozialpartnerschaft, sodass die kleine, aber starke Fachgewerkschaft kreativ werden musste.  

Sie schnappte sich deswegen eine Handvoll renitenter Haupt- und Ehrenamtler*innen, einen Klapptisch, einen süßen Hund, viel Schokolade, ein paar eilig gemalte Schilder und etwas Merch und brach auf zu einem Ort, der den ebenso exaltierten wie betörenden Namen Kiss&Fly trug. Dort verpflegte sie dann ihre Mitglieder mit allem, was sie so zu bieten hatte – vielleicht sogar mit Informationen zum neuen MTV-Forderungspaket. Und es begab sich vor dem erstmal eher semi-weihnachtlich aussehenden Drehkreuz so, dass ganz, ganz viele Lufthanseat*innen aus Kabine und Cockpit die Behelfsunterkunft der kleinen, aber starken Fachgewerkschaft aufsuchten. Viel mehr, als es jemals im Crew-Keller an den Info-Stand gezogen hatte. 

Die kleine, aber starke Fachgewerkschaft hatte so die Möglichkeit, viele, viele Flieger*innen zu erreichen und sich mit ihnen über ihre Arbeit zu unterhalten. Info-Stände waren das natürlich nicht (Zwinkersmiley @LAC) – sondern Versammlungen, die die kleine, aber starke Fachgewerkschaft ordnungsgemäß bei der Polizei und der Stadt Frankfurt angemeldet hatte, um zum Ausdruck zu bringen, dass sie für ihre Mitglieder auch dann stark ist, wenn für die kleine Sozialpartnerschaft nicht nur akute Kindeswohlgefährdung besteht, sondern sie eigentlich schon vom Jugendamt in Obhut genommen werden müsste. 

Die Polizei übrigens, als Exekutive die dritte Schwester im Bunde, zeigte sich vorweihnachtlich entspannt, und der süße Hund führte, weil er ein Rentiergeweih trug, sogar zu einem sehr netten Gespräch über Hunde und die Möglichkeiten ihrer weihnachtlichen Dekoration zwischen Polizei und UFO-seitiger Versammlungsleitung. Auch hierüber freuten sich sowohl der süße Hund als auch die kleine, aber starke Fachgewerkschaft sehr. 

Konservativ geschätzt etwa 600 Geschenktütchen, ebenso viele Flyer, 400 Mandarinen, 500 Schokoladen-Nikoläuse, 600 Teebeutel, 300 Schoko-Kugeln, 200 Handwärmer, 300 Erdnüsse, 20 Spotify-Weihnachtsplaylists mit zwecks Verhinderungen weiterer Grundrechtsverletzungen und sich dann verständlicherweise anschließender größerer Aufstände eilig geskipptem „Last Christmas“ später blicken wir, die kleine, aber starke Fachgewerkschaft, sehr zufrieden und durchaus auch mit ein wenig Schadenfreude gegenüber dem Arbeitgeber zurück auf überaus unterhaltsame, gewinnbringende und insgesamt rundum gelungene Spontanmeetings mit euch am Kiss&Fly. 


Und so, liebe Lufthanseat*innen, kamen unsere Nicht-Infostände am Kiss&Fly zustande. 

Vielen Dank für euer Interesse, euren Support, eure Solidarität, für viele aus der Bartesse zu uns geschmuggelte Kaffees – und von riot-dog Eduard ein ganz besonders herzliches „Wau! War das geil!“ für den Becher mit Bacon, der ihm als sein persönliches Weihnachtswunder rausgebracht wurde. Das war ganz fabulös!  

Und: Wir bleiben dran und werden das Verbot der LH sicher nicht einfach so stehen lassen!! Es gibt da durchaus rechtliche Möglichkeiten, sich zu wehren, und Schwester Judikative will ja auch im neuen Jahr was zu tun haben.  

Einzig und allein aus Schutz unserer TK und unserer Ehrenamtler*innen haben wir uns vorerst entschieden, unser Recht nicht gegen das kindergarteneske Verhalten des Arbeitgebers durchzusetzen. Denn die müssten die Kolleg*innen aus dem Hauptamt ja mit auf die Basis nehmen, damit diese den Info-Stand besetzen können. Und who knows, was das für Konsequenzen hätte…  

Die Behauptung, das Zugangsverbot habe gar nichts mehr der UFO und dem Umstand zu tun, dass wir gerade ein fettes Forderungspaket übermittelt haben, glaubt btw nicht mal der adipöse Kater von meiner Omma ihrem Fußpfleger seinem Schwippschwager. Aber schau’n mer mal, was wird (was wird!), wenn wir die nächsten Info-Stände aus Anlass der MTV-Verhandlungen anmelden. Ich hätte da so ein paar Ideen… 

Liebe Luftis – das war’s mit dieser Kolumne und auch fast mit 2025!  

Wir wünschen euch ein fantastisches Silvester, ob in der Luft oder am Boden, für 2026 natürlich nur das Allerbeste und always happy landings! 

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