Es braucht ein Ende der Angstkultur!
Beindruckend, überwältigend, wegweisend
so titelt die LH - Personalvertretung über die Versammlung am 21.1.2015 in FRA in der Kantine. Dem können wir uns nur anschließen und bedanken uns an dieser Stelle bei allen anwesenden Kollegen und der PV für die Möglichkeit, auch als UFO dort Rede und Antwort zu den anstehenden Themen zu stehen.
Um die tausend Kolleginnen und Kollegen sind dem kurzfristigen Aufruf gefolgt.
Die „Konzernstrategie Spohr“ mit gescheiterten Tarifverhandlungen zur Versorgung, der Marken- und Produktverwirrung um Eurowings, JUMP, Germanwings etc. macht Euch Kollegen Angst, das kam in der Veranstaltung ganz klar rüber.
Um so bedauerlicher war es, dass Herr Spohr selbst nicht erschien. Die Erklärung dazu, dass es hier ja nur um die Passage geht, erscheint schon fast zynisch - ist doch genau die interne Bedrohung aller Mitarbeiter eines der zentralen Themen auch für die Mitarbeiter der Passage. Sie haben vor Augen wie man mit Augsburg-Airways, Contact aber auch mit den AUA-Kollegen umgegangen ist.
Es ist nicht möglich die Stimmung und die Wirkung dieser Personalversammlung in einem schriftlichen Bericht authentisch rüberzubringen. Die Anwesenden waren sich auf jeden Fall einig, dass es in den letzten Jahrzehnten keine beeindruckendere Veranstaltung gab. Die Wortbeiträge waren emotional trotzdem aber sehr fundiert und professionell. JAZler meldeten sich ebenso zu Wort wie Kollegen, die sich bereits in der ÜV befinden.
Das mit Abstand beeindruckendste, durchgängige Element waren jedoch die spontanen Standing Ovations, die jedes einzelne Mal, wenn es darum ging, dass die Kabine das „Teile und Herrsche Prinzip“ nicht mehr mitmacht, gegeben wurden. Beispielsweise die Verknüpfung der Geschäftsleitung, Neueinstellungen nur noch zu gewähren, wenn die Kabine eine Verschlechterung der Versorgung akzeptiert, war nur eines von vielen Beispielen, dass die Kollegen mit Vehemenz glaubhaft ablehnten. Unabgesprochen wurde ein angekündigter Marsch zum Büro von Carsten Spohr ebenso beklatscht wie die Bekräftigung eines Redners, gegebenenfalls den gleichen Weg wie die VC zu gehen, und im Falle eines endgültigen Scheiterns die gesamte Flotte langfristig stillzulegen.
Die Rede von Alexander Behrens als Gastgeber, aber auch sehr viele extrem gute, fundierte und persönliche Statements der Anwesenden haben die anwesenden Geschäftsleitungsvertreter sichtlich beeindruckt. Auch wir als UFO hatten die Chance, intensiv auf Fragen von Kollegen einzugehen und teilweise falsche und schwammige Antworten des Managements zu parieren.
Unser Fazit: Auch wir können momentan niemandem die Sorge nehmen. Die Gesamt-Tarifverhandlungen sind inzwischen ebenfalls an einem Punkt angekommen, an dem wir vor der Erkenntnis stehen, eine Lösung auf friedlichem Wege wahrscheinlich nicht erreichen zu können.
Die Probleme, die uns in den Verhandlungen begegnen, wurden auch auf der Versammlung deutlich:
Auslagerungspläne wurden weder konkret bestätigt, noch glaubhaft dementiert, so dass unsere Zukunftsperspektive als Kabine immer düsterer erschien. Eine Woche vor der Personalversammlung sind dann auch noch Tarifverhandlungen zur AV/ÜV gescheitert.
Die anwesenden Vorstände und der Verhandlungsführer der Lufthansa, Karlheinz Schneider, betonten zwar, dass eine Schrumpfung der Passage kein Ziel der Lufthansa sei. Sie machten jedoch ebenso deutlich, dass es in ihren Augen ohne massive Einschnitte in allen Bereichen der Passage eben doch zu solch einem Szenario kommen kann, da unsere Bedingungen nicht wettbewerbsfähig seien.
Frau Dr. Volkens war in der Tat sehr bemüht, einen direkten Draht zum Publikum zu finden. Sie betonte sowohl den „Glauben an die Marke LH“ als auch den „Ehrgeiz, diese erhalten zu wollen“. Dabei räumte sie ein, dass auch auf Seiten des Vorstands klar sei, dass „man an den eigenen Strukturen und Hierarchien weiterarbeiten“ müsse. Konkrete Aussagen in Bezug auf unsere Arbeitsplätze in einer LH-Classic-Kabine konnte oder wollte Frau Dr. Volkens leider nicht treffen.
Zudem haben uns in den letzten 24 Stunden zahlreiche Rückmeldungen der Kollegen erreicht: Die Ängste und Sorgen konnten auf dieser Veranstaltung nicht ausgeräumt werden. Dies war auch unser Gesamteindruck.
PV und UFO haben sich bereits auf der Versammlung dahingehend abgesprochen, weitere Versammlungen, ggf. auch Demonstrationen in den kommenden Wochen folgen zu lassen.
Wir werden parallel in den weitergehenden Verhandlungen und der nun anberaumten Schlichtung zur Versorgung ernsthaft versuchen, den konstruktiven Weg der UFO weiterzugehen und über tragfähige Lösungen zu verhandeln. Wir werden aber ebenso unserer großen Sorge, dass diese Verhandlungen ohne ein ausreichendes Mandat seitens des LH-Vorstands geführt werden, Ausdruck verleihen.
Wir haben auch angekündigt zusammen mit der VC (sofern sie dazu bereit ist, auch mit ver.di gemeinsam) an die Öffentlichkeit zu gehen, um unserer Sorge um den LH-Konzern und den Umgang mit den anstehenden Veränderungen Ausdruck zu verleihen.
Noch eine gute Woche läuft die Urabstimmung auf www.ufo-online.aero/agenda (bitte zunächst einloggen). Dort erhaltet Ihr auch täglich erneuerte Infos zur Gesamtsituation.
Wir bitten um jede einzelne Stimme von Euch, ob JA oder NEIN. Die Konzern-Strategie macht uns und Euch zu Recht Angst. Nicht unbedingt weil jede Idee darin falsch erscheint, auch nicht, weil wir keine guten Antworten darauf haben, sondern weil in jedem einzelnen Punkt nicht fair und transparent mit der Gesamtbelegschaft und deren Vertretern umgegangen wird und mit Angst statt mit Team-Spirit agiert wird. Wir stehen weiter zu unserem Weg – wir sind honest and predictable. Wir erwarten das Gleiche von unserem Gegenüber.
*Teile der Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Personalvertretungsgruppen YO/P und YO/S